Die Alsdorfer Mariensäule
Auszüge aus der Chronik der Pfarre St. CastorIn der Mitte des alten Friedhofes steht die Mariensäule, sie ist nach dem Kriegerdenkmal das älteste Denkmal Alsdorfs. Sie zeigt auf einem Unterbau von Sandstein eine Marienfigur aus galvanisiertem Kupfer.
Der gedrungene Säulenschaft sitzt unten auf einem achteckigen Sockel und endet oben in einem ebensolchen Plateau (Plinte), das mit Girlandenwerk geschmückt ist. Die Figur der Maria gehört zum Typus der Immakulata, einer Darstellung, die in der Reihe der Marienbilder erst spät auftaucht, im 17. Jahrhundert vor allem bei dem spanischen Maler Murillo.
Sie geht zurück auf eine Textstelle in der Geheimen Offenbarung des Johannes (12,1): „Am Himmel erschien ein großes Zeichen: ein Weib, bekleidet mit der Sonne, der Mond zu seinen Füßen und eine Krone von zwölf Sternen auf dem Haupt."
Nach dieser Beschreibung erhielt Maria die Attribute, die in der Kunst für die Immakulata charakteristisch sind: ein weißes Gewand, einen wallenden blauen Mantel und einen Sternenkranz.
Die Füße der Gottesmutter stehen auf einer Weltkugel, oft mit einer Mondsichel; dazu tritt sie auf die teuflische Schlange, die einen Apfel als Zeichen des Sündenfalles in ihren Zähnen hält.
Die Alsdorfer Darstellung entspricht durchaus dieser Typologie. Die Figur der Maria war eine Hohlgalvanoplastik aus Kupfer von zwei bis vier Millimetern Wandstärke, die Sterne des Nimbus waren vergoldet, die Höhe betrug 2,61 Meter.
Den Anlass für die Errichtung des Mariendenkmales offenbart die Schrift auf dem Säulenschaft: „Zur Erinnerung an die 50-jährige Jubelfeier der Verkündigung des Glaubenssatzes der unbefleckten Empfängnis Maria errichtet von den Katholiken der Gemeinde Alsdorf 8. Dez. 1904".
Das genannte Dogma war am 8. Dezember 1854 von Papst Pius IX. (1846-1878) verkündet worden und hatte einen langen Streit über die Geburt Mariens in Zusammenhang mit der Erbsünde abgeschlossen.
In der Folge dieses Jahres 1854 war im Rheinland eine ganze Reihe von Mariendenkmälern entstanden, die die Mariensäule des Barock in neugotischen Formen wieder aufleben ließen (Köln, Düsseldorf, Trier, Aachen, Düren).
Eine zweite Welle von Denkmälern brachte das Jahr 1904, wobei die Formgebung der fünfziger Jahre weitgehend beibehalten wurde.
In diese Tradition gehört die Alsdorfer Immakulata; der Säulenunterbau war dem mittlerweile verbreiteten neuromanischen Stil gefolgt, zeigt aber auch leichte Einflüsse des Jugendstiles. Während die Marienfiguren anderenorts durchweg aus Stein waren, scheint die Alsdorfer Maria als Metallguss einmalig zu sein.
Der Entwurf der Mariensäule stammt von einem Künstler, der in der Literatur als „der profilierteste Aachener Bildhauer der Jahrhundertwende" bezeichnet wird, von Lambert Piedboeuf, geboren 1863 in Aachen und gestorben 1950 in Bad Reichenhall.
Er war Schüler des Aachener Bildhauers Gottfried Götting (1830-1879), dann ein Jahr Mitarbeiter an der Kölner Dombauhütte, schließlich Volontär bei dem Aachener Bildhauer Johann Lorenz Opree (1846-1900); seit 1887 ist er im Aachener Adressbuch als Bildhauer verzeichnet.
Seine bekanntesten Werke in Aachen sind der Kalvarienberg an St. Nikolaus, acht Statuen der Rathausfassade, eine Kreuzigungsgruppe und eine Pieta in St. Elisabeth, eine thronende Madonna mit Kind in Herz-Jesu und Skulpturen in Heilig Kreuz. Weitere Werke stehen in Mönchengladbach, in Kempen, in Viersen.
Die Finanzierung des Denkmalbaues erfolgte in Zusammenarbeit von Zivilgemeinde und Pfarrgemeinde.
Einen Teil der Geldmittel verschaffte sich der Initiator des Unterfangens, Pastor Franz Roderburg, durch den Verkauf einer Photographie vom Inneren der Castorkirche (44 x 32 cm), angefertigt in hervorragender Qualität von J. Neuefeind aus Linnich.
Die Einweihung der Mariensäule war am 21. Mai 1905 in einem prächtigen Festakt, zu dem der Kölner Erzbischof, Kardinal Dr. Antonius Fischer, nach Aisdorf gekommen war.
Zur Erinnerung an diesen Tag ließ man ein Bild der Mariensäule drucken, eine Lithographie, die ebenfalls bei Neuefeind in Linnich erschien.
Es zeigt das Denkmal mit neugotischem Randschmuck, in dessen Ecken vier Portraits in Medaillenform sitzen: Papst Pius IX. (1846-1878), Papst Pius X. (1903-1914), die Kölner Erzbischöfe Kardinal Johannes von Geißel (1845-1864) und Kardinal Antonius Fischer (1902-1912). Unten trägt das Blatt die Namen von Bürgermeister Richard Becker, von Friedrich Freiherrn von Blanckart und von den Geistlichen, Pastor Roderburg und Kaplan Esser.
Eine Variante des großen Blattes (10,5 x 6 cm) erschien als Andachtsbildchen zum Einlegen ins Gebetbuch. Im Jahre 1992 wurde eine Restaurierung des Denkmals nötig.
Der Ruß der Alsdorfer Luft hatte an einigen Stellen die Verkrustung auf der Marienfigur so dick werden lassen, das hier die Feuchtigkeit eine gefährliche Korrosion auslöste.
Zudem besaßen Standbild und Säule noch Einschusslöcher aus dem Kriege. Schließlich zeigten sich Risse im Metallkranz oberhalb der Plinte, die durch das Gewicht der Statue entstanden waren.
In der Werkstatt des Restaurators Alexander Justen in Merzbach (bei Rheinbach) wurden die Löcher und Risse geschlossen, die starke Verschmutzung entfernt. Zur Stabilisierung zog man im Inneren der Figur und in der Weltkugel Gürtel- und Strebebänder ein.
Die Sterne des Kranzes erhielten eine neue Vergoldung. Zur gleichen Zeit wurden auch die Schäden am Stein der Säule von Bildhauermeister Ulrich Hahn aus Erkrath behoben. Im September 1992 waren die Arbeiten beendet, und die Marienfigur wurde wieder auf ihren alten Platz gesetzt.
Die Finanzierung der aufwendigen Aktion, rund 38000 DM, musste von der Pfarre St. Castor getragen werden; der Friedhof gehört zwar der Stadt, aber die Flächen, auf denen die Kriegergedächtniskapelle und die Mariensäule stehen, sind Eigentum der Pfarre.
Der weitaus größte Teil des Geldes kam durch eine Spendenaktion zusammen, angeregt und gefördert vom Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates, Toni Baumanns. Zuschüsse gaben die Stadt und das Bistum.